RRV-Mitgliederversammlung: Gute Perspektiven trotz großer Herausforderungen

Datum des Artikels Freitag, 29.04.2022

Am 28. April führte der Rheinische Rübenbauer-Verband e.V. (RRV) seine eigentlich für Ende Januar geplante Mitgliederversammlung in Bergheim durch. Die Veranstaltung war aufgrund der damals hohen Corona-Infektionszahlen auf Ende April verschoben worden.

Der RRV-Vorsitzende Bernhard Conzen, welcher kürzlich von den Verbandsgremien in seinem Amt als Vorsitzender erneut bestätigt wurde, zeigte sich erfreut über die gute Resonanz trotz des ungewöhnlichen Veranstaltungstermins im arbeitsreichen Frühjahr. In seinem Eingangsstatement prangerte er die Tatenlosigkeit der EU-Kommission während der existenzbedrohend schwierigen Zuckerwirtschaftsjahre 2018/19 bis 2020/21 mit historisch niedrigen Zucker- und Rübenpreisen an. Der aktuelle Aufwärtstrend bei den Zucker- und Rübenpreisen, welcher bereits vor dem Ausbruch des Ukrainekriegs begann, sei unverzichtbar und sichere die heimische Zuckerversorgung. Noch einmal forderte er von der EU-Kommission, für faire Wettbewerbsbedingungen auf dem EU-Zuckermarkt zu sorgen und Verwerfungen beispielsweise durch gekoppelte Zuckerrübenbeihilfen in einigen EU-Ländern zu beenden. Ausdrücklich unterstützte Bernhard Conzen Brüsseler Überlegungen, für europäische Agrarimporte künftig die gleichen Produktionsstandards einzufordern wie für die heimische Erzeugung und einen Importstopp für Agrarprodukte von kürzlich gerodeten Regenwaldflächen zu verhängen. Rohrzucker müsse dabei zwingend in die Liste dieser Produkte aufgenommen werden.

Den Fokus auf die aktuellen politischen Ereignisse und Marktentwicklungen legte Uwe Schöneberg, Geschäftsführer der Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG (P&L), in seinem Grußwort. P&L betreibt fünf Zuckerfabriken in der Westukraine. Man helfe den Betroffenen vor Ort bestmöglich. Ziel des Unternehmens sei trotz der dramatischen Situation in der Ukraine die Aufrechterhaltung der Produktion. Ähnlich wie Bernhard Conzen bezeichnete er die Preissteigerungen bei Zucker und Rübe als unverzichtbar, da sich sowohl die Produktionsmittel für Zuckerindustrie und Landwirtschaft wie Energie und Dünger verteuert hätten, als auch über den Green Deal der EU-Kommission neue kostenrelevante Herausforderungen auf die gesamte Produktionskette zukämen.

Über das für die Landwirtschaft ebenfalls hoch sensible Thema der Perspektiven der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland referierte der Präsident des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) Friedel Cramer. Ackerbauern, nicht nur die Rübenanbauer, sehen ihre Produktionsfähigkeit durch den kontinuierlichen Verlust an Wirkstoffen und Wirkstoffvielfalt gefährdet, so Bernhard Conzen in seiner Anmoderation. Friedel Cramer erläuterte u.a. das Zulassungsprozedere für normale Pflanzenschutzmittel- und Notfallzulassungen und wies auf die steigenden gesellschaftlichen und politischen Anforderungen an den Pflanzenschutz hin, welchen man sich stellen müsse. Große Hoffnungen setze er bei der künftigen Bekämpfung von Krankheiten und Schaderregern im Zuckerrübenanbau auf züchterische Lösungen.

In seinen Schlussworten hob der RRV-Vorsitzende Conzen noch einmal die große Bedeutung der heimischen landwirtschaftlichen Erzeugung hervor. Dieser werde man sich oftmals erst in Krisenzeiten wieder bewusst. Conzen zeigte sich überzeugt, dass der rheinische Rübenanbau unter fairen Wettbewerbsbedingungen auch weiterhin gute Perspektiven habe. Angesichts einer wieder ansteigenden rheinischen Anbaufläche teilen die rheinischen Rübenanbauer offensichtlich diese Einschätzung. Bonn, den 29. April 2022